Was gegen Rückenschmerzen hilft

Experten sprechen am Klinikum Landsberg über moderne Behandlungsmethoden an der Wirbelsäule

Die meisten Menschen haben irgendwann im Laufe ihres Lebens mit Rückenschmerzen zu kämpfen, in Deutschland sind es etwa 80 bis 85 Prozent. Auch führt der Kreuzschmerz seit Jahren die Statistiken der Anlässe für Arbeitsunfähigkeit an. Dem Krankenkassen-Report 2014 zufolge wird jeder zehnte Fehltag durch Rücken leiden verursacht.

In vielen Fällen steht eine Operation nicht an erster Stelle

In vielen Fällen steht eine Operation nicht an erster Stelle der möglichen Therapien. Doch sollte sie nicht zwangsläufig an letzter Stelle stehen. Hierzulande operieren Chirurgen jedes Jahr hunderttausende Patienten an der Wirbelsäule, Tendenz steigend. Allgemeiner Tenor: Es wird zu viel operiert und oft unnötig. Das verunsichert viele Patienten, vor allem jene, denen der behandelnde Arzt gerade eine Operation empfohlen hat.
Sofort stellt sich dem Betroffenen die Frage: Na dann vielleicht doch lieber den Schmerz ertragen?

Das Problem: Abwarten senkt die Erfolgsaussichten einer OP enorm

Einige Patienten lässt das sogar trotz Lähmungen und Gehunfähigkeit vor einer Operation zurückschrecken. Sie entscheiden sich erst dafür, „wenn nichts mehr geht“. Das Problem: Dieses Abwarten senkt die Erfolgsaussichten einer Operation enorm. Wenn Patienten über einen längeren Zeitraum unter neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder Gefühlsstörungen leiden, bilden sich diese auch nicht mehr vollständig zurück.

Rücken-Patienten nicht über einen Kamm scheren

Zunächst ist es wichtig, Rücken-Patienten nicht über einen Kamm zu scheren, sondern zu unterscheiden zwischen unspezifischem Rückenschmerz, einem akuten Bandscheibenvorfall sowie einer Wirbelkanalverengung
oder Wirbelsäuleninstabilität.

1. Unspezifischer Rückenschmerz

Der unspezifische Rückenschmerz ist die häufigste Ursache für Rückenschmerzen. Die Ursachen sind rein muskulär, das heißt, Betroffene leiden unter einer Überlastung und bewegen sich mitunter zu wenig. Entsprechend wird dieser Schmerz auch konservativ therapiert, das heißt nicht-operativ, mit Behandlungen wie Bewegungstraining und physiotherapeutischen Verfahren.

2. Akuter Bandscheibenvorfall

Mit konservativen Therapien können rund 80 Prozent der Patienten mit einem akuten Bandscheibenvorfall geheilt werden. Sie zielen darauf, die Unannehmlichkeiten, die mit dem natürlichen Heilungsprozess verbundenen sind, zu beseitigen und dem Körper Zeit zur Selbstheilung zu geben. Der Körper verfügt mit dem Immunsystem über ein Reparatursystem, das Wunden, wie auch den Bandscheibenvorfall, heilt. Diese Wundheilung ist
allerdings mit einer Entzündung verbunden, die Schmerzen verursacht und zu Muskelverspannungen führt. Der Druck der Bandscheibe und die damit einhergehende Nervenschwellung können neurologische Ausfälle verursachen. Konservative Therapien umfassen Medikamente, die den Schmerz bekämpfen, die Entzündungsreaktion eindämmen und Muskelverspannungen lösen. Doch reichen die Selbstheilungskräfte und die begleitenden Maßnahmen bei 20 Prozent der Patienten nicht aus, das Problem zu lösen. In diesen Fällen sollten Arzt und Patient nach sechs bis zwölf Wochen über eine Operation nachdenken, damit aus dem akuten Bandscheibenvorfall kein Dauerproblem wird.

3. Wirbelkanalverengung oder Wirbelsäuleninstabilitäten

Etwas anders verhält es sich mit Einengungen des Wirbelkanals und Wirbelsäuleninstabilitäten. Dabei sind die langfristigen Erfolgsaussichten konservativer Maßnahmen eher ungünstig. Sie können einen durch Knochen, Bänder und Bandscheibengewebe verengten Kanal nicht weiten. Auch der Körper selbst kann das Problem nicht lösen, der Prozess schreitet langsam voran. Trotzdem können konservative Maßnahmen den Schmerz
lindern. Es kommt dann darauf an, wie sich der Patient mit seinen Beschwerden arrangieren kann. Profitiert er von dieser Behandlung und kann seine Lebensqualität, Mobilität und Belastbarkeit erhalten, gibt es keine Notwendigkeit zu operieren.

Den Zeitpunkt einer Operation nicht zu lange hinauszuzögern

Über eine Wirbelsäulen-OP sollten Arzt und Patient immer dann nachdenken, wenn der Patient Leistungseinbußen hat und wegen Schmerzen auf Aktivitäten, speziell Bewegung, verzichten muss. Wichtig ist, den Zeitpunkt nicht so lange hinauszuzögern, bis Schäden nicht mehr zu beheben sind. Denn dann bliebe nur das Bedauern darüber, dass eine kleine Operation zu einem früheren Zeitpunkt noch sehr gute Erfolgsaussichten gehabt hätte. pm

Weitere Infos im Internet
www.apex-spine.de

Vortrag

● Thema:
Das Kreuz mit dem Kreuz – Was gegen Rückenschmerzen hilft. Moderne Behandlungsmethoden an der Wirbelsäule
● Wann:
Donnerstag, 3. März, 19 Uhr
● Wo:
Klinikum Landsberg
Personalbereich (UG)
● Referenten:
Univ.-Prof. (USA) Dr.med. Christian Schultz, Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Apex Spine Center München
Dr. med. Armin Helmbrecht, Facharzt für Neurochirurgie, Apex Spine Center München
Dr. med. Armin Helmbrecht, Facharzt für Neurochirurgie, Apex Spine Center München.